«Campingplätze sind ausgebucht!»
Von Saintes Maries de la mer bis nach Tarifa den Winter im Süden geniessen.
Immer mehr Wohnmobil- und Caravanbesitzer entfliehen in den Wintermonaten in Mitteleuropa dem Schnee und dem kalten Wetter. Einige reisen in dieser Zeit von Barcelona nach Sevilla, machen einen Abstecher nach Portugal und fahren gemütlich der Küste entlang durch den Frühling und sind zu Ostern wieder zuhause, andere wiederum fahren im Herbst in den Süden und bleiben drei, vier oder sogar sechs Monate auf dem gleichen Platz und geniessen das Rentnerleben an der Sonne.
Als wir im Jahre 2006 zum ersten Mal die etwas „verrückte“ Idee hatten, mit unserem Wohnmobil Freunde, welche in Calpe in einem Haus überwinterten, zu besuchen, waren wir echte Exoten. Alle anderen hatten ihr Mobil eingemotttet, alles eingepackt und träumten vom Frühling und den nächsten Reisen bei warmen Wetter.
In Frankreich gab es zwischen Genf und der spanischen Grenze gerademal den Camping Brise in Saintes Maries de la mer als Zwischenstation zum Uebernachten. Den zweiten Halt machten wir in Hospitalet unterhalb von Cambrils an der Costa Daurada auf einem sehr einfachen Stellplatz. Hier hatte es auf dem Campingplatz neben uns gerade fünf holländische Campingfreunde auf dem Platz. Wir wussten aber: ab Peniscola unterhalb des Ebrodeltas gibt es zwei richtig offene Campingplätze und weiter im Süden haben alle grösseren Camping-Resorts geöffnet.
Damals waren zwei der besuchten Plätze ausverkauft und wir mussten weiter, doch war es nie ein Problem, noch einen Platz zu erhalten. Vielleicht nicht auf unserem Wunschplatz.
Heute ein Trend für jüngere und auch ältere Pensionäre
Heute ist es anders: Wer länger als ein oder zwei Nächte auf einem Platz mit einem gewissen Komfort nächtigen möchte, muss seinen Platz reservieren, zum Teil mehr als ein halbes Jahr zum Voraus. Es macht den Anschein, dass alle mitteleuropäischen Wohnmobil- und Caravanbesitzer ab Pensionsalter den Winter im Süden verbringen. Nach Peniscola ist am Strand die zweite Landessprache Deutsch oder Holländisch. Nicht alle Campeure bleiben den ganzen Winter auf dem gleichen Platz. Dietmar und Christina aus Stuttgart zum Beispiel sind in diesem Winter bis in die Algarve gefahren und sind auf dem Rückweg in Oliva angekomen. Wie Dietmar meint, sind sie beide nie länger als eine Woche auf dem gleichen Platz gewesen. Die Wohnung zuhause hat er während den Wintermonaten über Airbnb vermietet. „Das gibt mir das Sackgeld um ein bis drei Wochen länger hier unten auswärts zu essen…“ so der Wohmobilfahrer aus Stattgart.
12 Kilometer Strand in Oliva
Als Beispiel zum Wintercamping in Südspanien haben wir das Campingresort Kikopark bei Oliva etwas genauer unter die Lupe genommen. Der Platz verfügt über 180 Komfortplätze und hat zwanzig Übernachtungsplätze für Reisende.
Die Einrichtungen des Campings Kikopark sind ausschließlich auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet und bieten ihnen somit während ihres Aufenthaltes jegliche Annehmlichkeiten und Komfort. Die Plätze haben alle Frischwasser und die Abwasserinstallation auf dem Platz (für Wohnmobile, die längere Zeit auf Platz bleiben fast ein Muss!) Mit dem Stromanschluss kann auch geheizt werden, die Zuleitung hat genug Ampère (16 A),
Das Camping-Resort verfügt über drei gastronomische Bereiche, damit die Kunden das Beste der mediterranen Küche genießen können und dies zu einem vernüftigen Preis, Swimmingpools (ab April bis Oktober) in einer ruhigen und entspannenden Umgebung, Strandliegen, um den Strand neben der Chiringuito (Strandbar, auch nur im Sommer, das heisst ab Ende Februar) zu genießen, 24-Stunden-Rezeption, Sanitär Pavillons, Supermarkt, Wäscherei, Bankautomat, Service Leihfahrräder, Motorräder oder Autos und vieles mehr … Und die Mietautos kosten im Monat während des Winters ab nur 300 Euros!
Die Küste des Mittelmeers bei Oliva ist mehr als 12 km lang. Ihre Strände sind in 6 verschiedene Sektoren unterteilt. Dort finden Sie feinen Sand und tausende Aktivitäten. Dank der Nähe zur Küste und den besten Fischmärkten Spaniens können Sie eine ausgezeichnete Gastronomie genießen. Sie können auch einen Morgenspaziergang entlang der Küste machen und die Sonne aufgehen sehen, nur einen Schritt von Ihrer Parzelle oder Ihrem Appartement entfernt. Wenn die Campingfreunde noch Kollegen mitnehmen wollen, die keinen eigenes Wohnmobil oder einen eigenen Wohnwagen besitzen, so hat der Kiki-Camping noch eine ganze Reihe (30) komfortable Appartementswohnungen, die gemietet werden können.
Oliva ist eine kleine mediterrane Stadt, die dem Besucher eine Mischung aus Traditionen und Avantgarde bietet, mit ihrem Erbe, ihren Traditionen, Märkten, Gastronomie und interessanten Menschen, um das Wesen der mediterranen Kultur und deren Essenz zu verstehen.
Ihre Altstadt ist ihre Reklame par excellence, die Stadt befindet sich am Fusse eines Berges, wo Sie die Ruinen einer mittelalterlichen Burg finden können.
Die Feste der Gemeinde sind speziell hervorzuheben, da sie ein wichtiger Teil der sozialen, kulturellen und touristischen Veranstaltungen der Stadt sind. Die typischen Fallas im März, die Feierlichkeiten der Mauren und Christen im Juli oder die Karwoche sind immer ein guter Grund, die Stadt zu besuchen.
Der Naturpark Marjal Pego-Oliva
Es ist ein Muss, die charakteristischsten Orte der Gegend zu besuchen. Die Ikone der Stadt und der Region ist der Naturpark La Marjal Pego-Oliva, ein besonderes Feuchtgebiet, in dem ein einzigartiges Ökosystem erhalten bleibt, in dem der Besucher mehr über die einheimische Fauna und Flora der Gegend erfahren kann.
Ein weiterer empfehlenswerter Ort ist La Font Salada, eine unterirdische Quelle mit heißen Quellen in der Nähe des Naturparks La Marjal Pego-Oliva. Die Temperatur des Wassers beträgt das ganze Jahr rund 23º. Darüber hinaus hat sich das Wasser bei dermatologischen Problemen auf der Haut bewährt.
In der näheren Umgebung warten noch Aussichtspunkte wie der Rattenpass (ca. 40 Kilometer auf der Landroute nach Benidorm/Altea) mit dem Bergestaurant (unter österreichischen Führung mit Späzle oder bayrischen Spezialitäten, daneben aber auch Paella oder spanische Weine…) Wer lieber an der Küste bleibt, dem bieten neben Denia auch Calpe oder Altea wunderschöne Strandpromenanden zum Verweilen und im Winter sind an schönen Tagen hier alle Restaurants und Bars geöffnet. Die grösseren Städte Valencia und Alicante sind mit dem Auto in einer Stunde erreichbar und viele Camping-Resorts bieten für die Kunden einen Busservice in diese Städte an. So kann man auch die Strandpromenade in Alicante bewundern oder in Valencia den neuen (Alinghi-)Hafen besichtigen.
Seit 25 – 30 Jahren Wintercamping
Der Kiko Camping bietet seit rund 30 Jahren Wintercamping an und wie die Chefrezeptionistin Sanda erklärt, waren am anfang nur vereinzelte Camperfreunde längere Zeit auf dem Camping. Damals sei der Campingplatz auch noch nicht so modern und komfortabel gewesen. Da der Kiko Camping ein Familienbetrieb sei, gehe es nicht darum, dass der Betrieb möglichst viel Gewinn abwerfe, die Eignerfamilie wolle den Gästen auch etwas Besonderes bieten. „Unsere Direktion will alle Jahre wieder einen Teil des Platzes renovieren oder verbessern,“ meint die langjährige Mitarbeieterin des Campings, „ die Platzbesucher wissen das zu schätzen!“ So sei dieses Jahr die Pizzeria neu gemacht worden und teilweise hätten die Wege neuen Unterlagen erhalten.
Die Wintercamper seien heute fast wie eine Familie. „Viele kommen im Herbst zu uns wie nach Hause,“ so Sanda weiter, „und viele freuen sich, den Nachbarn aus der letzten Wintersaison wieder zu sehen.“
Der Campingplatz organisiert für seine Gäste auch diverse Anlässe (teilweise gratis) wie Stadtrundgänge in Oliva, Dehnungs-und Gymnastikkurse oder ab 1.März eine wöchentliche Musik-Live-Show im Kikorestaurant.
Im Kikorestaurant gibt es auch täglich (ausser an Feiertagen) ein Camper-Menü zu einem Spezialpreis von Euro 14,50 (Dreigänger), was viele Gäste geniessen. Und wer noch gerne Spanisch lernen möchte, der kann wöchentlich zu einem Unkostenbeitrag von 5 Euro die Sprachschule besuchen.
Eine Nebensaison gibt es im Kiko eigentlich nicht mehr. Im April oder in der zweiten Oktoberhälfte seien nicht ganz alle Plätze besetzt, so Sanda weiter, doch im allgemeinen seien sie fast immer voll. Die Gäste seien nicht die gleichen: Im Sommer sei der Camping hauptsächlich in spanischer Hand. Die Landsleute aus dem Landesinnern kämen an die Küste und im Winter ist Mitteleuropa im Kiko vertreten.
70 Prozent der Wintergäste kommen aus Deutschland, 10 % aus der Schweiz und 8 Prozent aus den Niederlanden. England und Frankreich teilen sich weitere 10 Prozent und 2% teilt sich der Rest (Nordländer und Osteuropäer).
Die Wintergäste bleiben zu 60 Prozent mindestens oder länger als 3 Monate, 1-2 Monate bleiben rund 25 % und die restlichen 15 Prozent bleiben jeweils 3-5 Wochen.

Christine und Willi aus Köln geniessen die Sonnentage in Oliva
„Mir geht es hier psychisch und physisch viel besser!“
Christine (74) und Willi (querschnittgelähmt, 72) sind mit Cico, dem spanischen Strandhündchen jedes Jahr während vier Monaten auf dem Kiko-Camping in Oliva. Wir treffen sie zum Gespräch.
Angefangen hat alles am Strand, unser Hund freundete sich schon beim ersten Zusammentreffen mit Cico an und hatte wieder eine neue Spielfreundin gefunden. Christine, eine ältere Dame mit viel Energie, beginnt über ihre Zeit an der Wintersonne zu erzählen. Sie komme aus Köln, ihr Mann Willi sei wegen einer Operation nicht mehr reparabel querschnittgelähmt. Früher seien sie im Winter vier bis fünf Monate durch Südspanien und durch die Algarve gereist. Heute genüge Oliva. Wir sind mittlerweile beim modernen und ausgebauten Hymer-Wohnmobil von Christine und Willi angekommen. Willi steigt dank seiner Einsteigekonstruktion selbständig aus dem Mobil und kommt zum Tisch.
Auf die Frage, warum sie sich diese Umstände antun und relativ kompliziert mit dem Wohnmobil nach Spanien fahren, erklärt Willi: „ Zuhause bis ich im Winter von 100 Tagen 80 in der Wohnung eingesperrt, kann wegen der Kälte und dem garstigen Wetter nicht hinaus, hier beginnt schon das Morgenessen an der frischen Luft! Mir geht es psychisch und physisch viel besser als im grauen Köln. Wir sind schon früher im Winter im Süden gewesen, sind aber noch mehr gereist, das machen wir nicht mehr, aber hier ist das Leben auch mit meiner Behinderung noch sehr lebenswert. Christine hat aber viel mehr Arbeit mit mir, es gibt Arbeiten am Wohnmobil, die ich nicht erledigen kann. Das sie das alles macht, dafür bin ich ihr sehr dankbar.“
Für Christine sind die Wintermonate trotz der Mehrarbeit für sie sehr wertvoll. „Hier haben wir die Sonne, und diese scheint fast täglich, wir können mit Willi dem Strand entlang spazieren, er ist fast ganz selbständig und mobil, und mit dem speziellen Rollstuhl kann er auch durch den Sand fahren!“
Das Wohnmobil ist für Willi umgebaut. Die Türe ist breiter, er hat auch Hilfsmittel um ins Bett zu kommen, das Fahrzeug kann normal bedient werden oder kann mit einem Schalter in ein Mobil ohne Fusspedalfunktion umgewandelt werde. „So können beide fahren,“ erklärt Willi weiter. Das Ganze sei Christine Idee gewesen. Heute könne er sich etwas anderes gar nicht mehr vorstellen, erklärt der rüstige Rentner weiter. Und Christine ergänzt: „Oliva ist noch ein authentisches Städtchen, das noch ohne Touristen leben könnte. Die Feste während der Wintermonate sind primär für die einheimischen Bevölkerung, die aber Freude hat, wenn auch die Wintertouristen mitmachen. Oliva hat auch keine übergrossen Urbanicaions mit Ferienwohnungen, die in der Wintermonaten alle leerstehen! Und das ist gut so.“
Die Familie zuhause in Köln ist mit dem Zigeunerleben der Eltern einverstanden, erklären die beiden. Mit den neuen Möglichkeiten und WLAN auf dem Platz hätten sie täglich Kontakt zu den Kindern und diese wüssten immer, wie es dem Papa gehe.
Die ideale Anfahrtstrecke im Winter
Über Valence an die Küste und anschliessend dem Meer entlang bis nach Oliva
Die Winterreise bietet trotz aller Schönheit Gefahren, die man berücksichtigen muss. Aus der Schweiz bis zirka nach Valence (rund 400 Kilometer) sollte die Autobahn mindestens schwarz geräumt sein. Zwischen Chambèry nach Voiron hat es drei Gebirgszüge, die oft auch Schnee haben. Darum ist ein flexibler Starttag wichtig. In Südfrankreich kann die Fahrt nur durch Regenfälle, die alles überfluten, gestört werden. Dies ist aber selten. Ab der Costa Brava in Südostspanien beginnt der Frühling bereits im Januar. Hier kann aber der Wind den Fahrern einen Streich spielen. Der ganzen Küste entlang kann der Nordwestwind die Fahrt zum Höllenritt machen. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in Südfrankreich (Saintes Maries de la mer, Narbonne und andere) wie heute auch an der spanischen Küste. Ab Ebrodelta sind die meisten Campingplätze in Vollbetrieb.
Text und Bilder: Max Riesen
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Das ist super!